Worte

Pampeln und Musen

Als Muse kenn ich nur die Pampel,
ich traf sie letztens an der Ampel.
Sie fuhr im Kombi neben mir
und trank mit mir ein grünes Bier.

Sie fragte mich, wer ich denn sei,
ich zeigte ihr alsgleich Shanghai.
Sie fand es gut und lobte mich,
das machte mich verlegerlich.

Des Pudels Kern, wir kamen drauf,
sprang auf den Kombi auch gleich auf.
Das machte nichts, wir lachten nur,
sie sang danach nur noch in Dur.

Fatal

Die Taube,
die nie flog
war nicht
schwindelfrei.

 

Noch ohne Titel

Sam starrte aus dem Fenster. Sie blickte in den Garten, um die einbrechende Dunkelheit in sich aufzusaugen. Sie sah den alten Kastanienbaum, der durch die tiefstehende Sonne einen bizarren Schatten auf die Blumenwiese warf und in dessen Schutz ein Eichhörnchen mit hastigen Bewegungen die Baumrinde erklomm. Sanft umfingerte der Nebel aus dem nahen Moor den Gartenzaun und schickte sich an, den Hügel zu besteigen, auf dem Sams Haus stand.
Sam fürchtete sich nicht, denn sie mochte den Nebel. Sie liebte das diffuse Licht und die sanften Liebkosungen der Tautropfen, die ihr der Nebel schenkte. Ihr melancholischer Blick wanderte über die Blumen auf der Wiese, die langsam vom Nebel mit einem unwirklichen Schleier benetzt wurden. Für einem Moment spürte sie das Bedürfnis hinauszulaufen und den Nebel zu umarmen, aber sie verwarf diesen Gedanken im gleichen Moment wieder und fühlte sich mit einem mal sehr kindisch. Sie erinnerte sich, wie sie als Kind jauchzend durch den Nebel lief, mit weit offenen Armen, durchnässt und schwitzend, auf der Suche nach dem Ende der Welt. Einmal brachte es ihr eine Lungenentzündung ein und Schelte von ihrer Großmutter, die sie über alles liebte. Sie erinnerte sich an Großmutter, wie sie auf der Veranda im Schaukelstuhl saß und der Musik der Bäume lauschte, während der sanfte Wind in ihre Haare griff. Sam erinnerte sich gerne an diese Momente, denn es waren die glücklichsten in ihrem Leben.
In das Säuseln des Windes mischte sich ein anderes Geräusch. Zunächst kaum wahrnehmbar, dann immer stärker werdend hörte Sam aus der Ferne das Knattern eines alten Automotors, der offenbar Mühe hatte und dessen Leben dem Ende nahe schien.
Sam kannte dieses Auto. Kreidebleich schloss sie die Gardinen mit zitternden Fingern. Tom kam zurück!

Fortsetzung folgt. Irgendwann. Vielleicht.

 

Unverständnis

Arbeit, Mühe, Sorgen, Technik und, ja, auch Geld.
Jeden Tag. Fast.
Fragen beantworten, helfen, moderieren.
Jeden Tag. Fast.
Zeit, Zeit, Zeit, Forum, Forum, Forum.
Zwar nicht sichtbar, doch immer da. Fast.
Wofür, wofür, wofür?

Klappe halten? Ha, ha, ha.
Konsequenz? Ha, ha, ha.

Freunde? Ha, ha, ha,
Sind genau was?
Die für Tränen sorgen? Ha, ha, ha.
Gefühle wie Dreck, treten, treten, treten.

Bretter einrichten, gern, gern, gern.
Punkte verteilen, ja, ja. ja.
Solidarität, ha, ha, ha.

Gelernt, gelernt, gelernt.
Immer alles brav hineinfressen.
Ja, ja. ja.

Letzte Träne.
Rennt, rennt, rennt!

 

In solchen Momenten..

..fühle ich mich klein und hilflos. Wie ein Kind, das sehnsüchtig am Schurz seiner Mutter zupft, um ein Lächeln zu erfahren.

..frage ich mich: "Warum?" - "Warum jetzt?" -  "Warum so?" - wohlwissend, dass es keine Antworten geben kann.

..wird mir die Endlichkeit des Lebens schmerzlich bewusst. Habe ich heute alles getan? Oder habe ich - wieder einmal - auf morgen oder später verschoben? Es gibt nur das Hier und Jetzt, alles andere ist fragil und womöglich nur eine Illusion. Nutze ich meine Zeit richtig?

 

Kleine Nachtgedanken

Gab es einen Urknall? Und wenn ja, gab es einen oder unendlich viele? Gleichzeitig oder nacheinander? Und falls nein, wie sonst wurde das Universum erschaffen? Wurde es erschaffen (und wenn ja, von wem?) oder existiert es seit Anbeginn der Zeit (vorausgesetzt, dass der Urknall nicht Anbeginn der Zeit war)? Nichts in der Natur existiert ohne Grund - was aber ist der Zweck des Universums? Ist das Universum eine Simulation? Das immerhin würde die vielen "Fehler in der Matrix" erklären wie beispielsweise Schwarze Materie oder das wirklich obskure Verhalten verschränkter Quanten. Und das würde dem Universum einen Sinn geben, denn es wäre eine Art Experiment, in dem Gott (?) eine Sache erforschen möchte. Aber dann ist gewiss nicht der Mensch das Forschungsobjekt, denn der Mensch ist aus reinem Zufall entstanden, Samen eines auf der Erde eingeschlagenen Kometen, gepaart mit Mutter Ursuppe - Millionen Jahre später erste Einzeller. Vielleicht sollten wir einen Quader auf dem Mond suchen und anschließend zum Jupitermond Europa reisen. Oder aber das Menschsein wurde vor Äonen genau so geplant wie es sich schließlich ereignet hat. Womöglich existiert das Universum auch erst ein paar tausend Jahre - wissenschaftlicher Bullshit, aber letzlich - weiß man es wirklich? All unsere Erkenntnise beruhen auf Beobachtungen und daraus resultierenden Schlussfolgerungen. Sinne können bekanntlich täuschen und falls dem so wäre, wären auch die Folgerungen nichtig.
Cogito ergo sum - ich denke, also bin ich, meinte Descartes. Ich bin nicht sicher, ob es so ist. Denke ich wirklich oder denke ich nur, dass ich denke? Im letzteren Falle wäre ich vermutlich Teil einer Simulation.

Gute Nacht.

Über die wichtigen Dinge

Stellt Euch vor, die wichtigen Dinge des Lebens - also die Familie, der Lebenspartner und die eigenen persönlichen Ziele und Visionen und die Freunde - sind große Steine. Und die mittelwichtigen Dinge - der Beruf und die damit verbundenen Herausforderungen, die Nachbarn und andere Menschen, die Euch etwas bedeuten - sind mittelgroße Steine. Stellt Euch weiter vor, die eher unwichtigen Dinge - das Auto, Spiele-Chats, der Friseur, Whatsapp-"Freunde" - sind ganz kleine Steine.

Stellt Euch nun ein Glas vor, es ist das Glas Eures Lebens. Füllt Ihr das Glas mit den kleinen Steinen, werden nur wenige mittelgroße und kaum große Steine weiter hineinpassen. Füllt Ihr aber zuerst die großen, dann die mittelgroßen und schlussendlich die kleinen Steine hinein, so wird alles passen.