Als Andrea starb habe ich Gott verflucht. Ich war zornig! Warum hat er das zugelassen? Warum sie, die immer allen geholfen hat und nicht ich, der ich doch immer nur Beiwerk bei ihren Taten war? Warum?
Es gab keine Antwort, es gab keinen Sinn - und welchen Sinn kann der Tod eines Menschen denn auch schon haben? Es war alles falsch, mein Leben war falsch. Es kam mir vor als hätte ich an einer Fernbedienung eine falsche Taste gedrückt und war nun in einem falschen Leben.
Die einzige einigermaßen sinvolle Antwort war, dass es keinen Gott gibt. Entweder es gibt einen Gott, aber dann ist er entweder nicht allmächtig - oder ihm ist alles gleichgültig und dann braucht man nicht zu ihm zu beten. Oder es gibt ihn eben nicht.
Als ich tief in meinem Zorn versunken war, spürte ich mit einemmal ganz tief in mir etwas, das mir seltsam bekannt vorkam. Ich habe zu Anfang nicht begriffen was es war, es war ganz undeutlich. Aber plötzlich erkannte ich, dass es Worte waren. Ich hatte wieder Worte in mir, aber wieso? Eine weitere Rede würde es nicht geben, wozu das also?
Ich begann, diese Worte zu schreiben.
Ich habe die Krankheit nicht gemacht. Ich habe euch als Menschen gemacht und alle Krankheiten sind Teil eben dieses Menschseins. Als ich sah, dass deine gute Frau keine Kraft mehr hatte und ihre Seele zu schwere Qualen litt, nahm ich sie bei der Hand und führte sie zurück zu mir und sie ist nun Teil meiner Ewigkeit. Ich kenne deinen Schmerz, denn ich bin du, so wie ich auch deine Frau bin. Durch mich seid ihr verbunden und wenn du dereinst zu mir kommst, werdet ihr euch erkennen. Der Tod ist der Anfang von etwas, das zu begreifen noch nicht für dich bestimmt ist. Lebe dein Leben und finde deine Aufgabe, zu der dich deine Frau gewiesen hat. Erfülle Deine Bestimmung!
Ich habe lange darüber nachgedacht. Kommen diese Worte von Gott? Hat sich ein Teil meiner Persönlichkeit von mir abgespalten und es gibt eine innere Zwiesprache? Ausgedacht habe ich mir das jedenfalls nicht und eingebildet auch nicht. Ist der Teil von Andrea, den ich in mir trage, hier im Spiel?
Auf jeden Fall ist es eine Botschaft. Ein Botschaft die besagt, dass Gott existiert und dass er barmherzig ist, dass nach dem Tod etwas Neues kommt. Es ist eine Botschaft voller Hoffnung. Und sie sagt mir, dass ich eine Aufgabe, ja sogar eine Bestimmung habe. Aber was mag das sein?
Andrea hat mir eine Aufgabe zugewiesen und so ist es denn zunächst meine Aufgabe herauszufinden, was es sein mag. Ich bin gespannt, was ich entdecken werde.
Und ja. Ja, ich glaube an diese Botschaft.
Ich glaube an Gott. Ich glaube, dass alles im Universum auf eine Art und Weise, die wir nicht begreifen können, miteinander verbunden ist und diese Kraft, die alles miteinander verbindet, ist Gott.
Und so ist Gott in jedem von uns und so denn auch in mir und jetzt in diesem Augenblick fühle ich mich ihm so nahe wie nie zuvor.