Gemeindevertretung

Im Blättchen las ich, dass am 9.12. eine Sitzung des Haupt-, Finanz- und Satzungsausschusses stattfinden sollte. Mich irritierte diese sperrige Bezeichnung und ich wurde plötzlich neugierig.

Wofür ist dieser Ausschuss gut? Was wird da entschieden? Und vor allen Dingen: Wer sind die Leute, die da etwas entscheiden?

 

Weil ich nicht wusste, wo es genau stattfinden würde, habe ich Roland Baetzel angefunkt mit der Frage, ob er Lust hätte, mich an diesen Abend abzuholen. Dabei gab es ein kleines MIssverständnis, denn er hatte es wohl als "vor Ort abholen" verstanden, während ich "von zuhause abholen" meinte. Wie auch immer, das ist der Grund für meine Verspätung - und im Haus der Gemeinde musste ich den genauen Ort auch erst noch suchen.

 

Als ich schließlich den Versammlungsort gefunden hatte, sah ich neben Roland einen freien Platz und setzte mich dazu - es kam mir so vor als hätte er für mich extra einen Platz freigelassen. Es kam mir ganz natürlich und logisch vor, mich dorthinzusetzen. Weiter hinten sah ich einen separaten Tisch, an dem offenbar Gäste des Ausschusses saßen. Dabei hatte ich zu keinem Zeitpunkt den Gedanken, dass ich mich hätte auch dorthin setzen sollen. Nein, ich für mich saß an genau dem richtigen Platz.

Mittlerweile ist mir dantürlich klargeworden, dass der leere Platz neben Roland nicht für mich gedacht gewesen ist - Lisa Langwasser war nicht anwesend und es war ihr Platz.

Sorry, Lisa! Und sorry an die Gemeindevertreter! Ich wollte mir nichts anmaßen, was mir nicht zusteht. Aber - es hätte mir ja auch jemand sagen können, nicht wahr? Ich war vorher noch nie auf einer solchen Sitzung und wusste daher überhaupt nicht, was mich erwarten würde.

 

Aber es war interessant! Es war sowohl inhaltlich interessant als auch interessant, dass es mir ganz natürlich und vollkommen normal erschien, dort zu sitzen.

Und ich war auch ein klein wenig erschrocken. Erschrocken darüber, dass der Ausschuss im Wesentlichen aus alten Männern bestand. Oh, bitte nicht falsch verstehen - es ist selbstverständlich keine Schande, alt zu sein und ich mit meinem 55 Jahren bin ja auch schon ein wenig angestaubt. Aber so ein ganz klein wenig mehr Beteiligung der jüngeren Generationen hatte ich einfach erwartet.

 

Florian Langecker fragte mich im Anschluss an die Sitzung, ob ich mich an der Kommunalwahl im kommenden Jahr beteiligen wolle. "Na klar", entgegnete ich, "ich wohne ja schließlich hier". "Nee, nee!" , meinte er und er fragte, ob ich mich zur Wahl stellen wolle. Diese Frage hat mich ein wenig aus den Socken gehauen, muss ich gestehen.

Okay, ich interessiere mich für Politik, für Kommunalpolitik. Und ich war bei der Sitzung, weil ich neugierig war. Und ich fand es interessant. Und ich habe mich an den Gemeindevertreterplatz gesetzt als sei es selbstverständlich. Das gibt mir schon zu denken.

Ich habe nie ein politisches Amt angestrebt. Und wählen würde mich sowieso niemand - ich bin ja nicht von hier. Ich werde dennoch darüber nachdenken.

 

Am darauf folgenden Freitag war ich dann auch auf der Sitzung der Gemeindevertretung. Diesmal habe ich mich natürlich nicht in den Kreis hineingesetzt, klar. Die Akustik war dort nicht besonders gut, ich konnte nicht alles Gesagte verstehen. Insbesondere verstand ich wenig den dem, was die Vertreter der Freien Wähler sagten, ich saß in deren Rücken.

Im Kern ging es wohl darum, den Doppelhaushalt zu verabschieden. Der Inhalt dieses Haushalts war seit längerer Zeit wohlbekannt und es gab im Vorfeld etliche Sitzungen, um Details zu hinterfragen und zu klären. Es zog sich endlos in die Länge, weil immer wieder einzelne Punkte des Haushalts kritisiert worden sind und ich habe mich dabei gefragt: Muss das denn sein? Zu diesem Zeitpunkt ging es nur um die Verabschiedung des Haushalts, der Inhalt desselben hätte längst geklärt sein müssen. Wenn man seine Hausaufgaben nicht macht, dann soll man wenigstens den anderen nicht die Zeit stehlen, finde ich.