Die Kindheit, die Schule, das Studium, der erste Job - das war mein erstes Leben.
Eine lange Zeit, 30 Jahre.
Nach der ersten Hochzeit begann ich mein zweites Leben. Ich brach alle früheren Kontakte ab, weil ich spürte, dass ich all meine Kaft und Energie für diese Ehe benötigen würde - und ich behielt
damit recht. Diese Zeit, ich nenne sie meine "dunkle Zeit", hat alles aus mir herausgesaugt und am Ende war nichts mehr in mir.
7 Jahre.
Nach dem Ende der Ehe begann mein drittes Leben. Wieder brach ich alle Kontakte ab und dabei spielte Enttäuschung eine große Rolle, denn das was ich sagte wurde weitergetragen und gegen mich
verwendet. Ich wollte mit diesen Menschen nichts mehr zu tun haben. Kurz nach Beginn dieses dritten Lebens lernte ich Andrea kennen.
15 Jahre.
Mein viertes Leben begann als ich nach Rabenau zog. Diesmal brach ich keine Kontakte ab, aber sie verschwanden einfach, einfach so. Niemand aus meinen früheren Leben interessierte sich für mich,
es gab keinerlei Kontaktaufnahme und so ist es, als hätte ich die Kontakte selbst abgebrochen - wieder einmal.
2 Jahre.
Andreas Tod schließlich führte mich in mein fünftes Leben. Alles hat sich verändert, ich habe mich verändert und ich verändere mich weiterhin. Und ich muss gestehen, dass mir der neue Manfred
ganz gut gefällt. Ich kann mich nun Menschen und Dingen zuwenden, die ich vorher abgelehnt habe - und ich kann heute nicht mehr sagen, warum das eigentlich früher so war. Tief in mir spüre ich,
dass ich nun angekommen bin. Angekommen an diesem Ort und diesem Haus und angekommen in mir selbst. Ich bin dankbar dafür, dass ich hier mittlerweile recht viele Menschen kenne. Jeder dieser
Menschen ist einzigartig und etwas besonderes und über jeden Menschen, der neu in mein Leben tritt, freue ich mich.
Ganz angekommen bin ich allerdings noch nicht, denn man kann erst ankommen, wenn das Ziel der Reise bekannt ist. Noch bin ich auf der Suche nach diesem Ziel, nach meiner Aufgabe. Ich ahne, dass
diese Aufgabe mit diesem Ort Rabenau in Verbindung steht. Ich bin gespannt darauf, was ich entdecken werde.
Eins aber weiß ich ganz gewiss: Dies ist mein letztes Leben. Ein sechstes Leben wird es nicht geben.
In diesem meinem letzten Leben ist mir bewusst geworden, dass ich es nicht verschwenden möchte und auch, dass ich es nicht allein verbringen möchte.
Bis zum Tod.