Worte des Pfarrers

Leichenpredigt für  Andrea Sommer am 24.7.2019             F.Leissler, Pfr.

 

 

 

Seid getrost und unverzagt, fürchtet euch nicht und lasst euch nicht vor ihnen grauen; denn der HERR, dein Gott, wird selber mit dir ziehen und wird die Hand nicht abtun und dich nicht verlassen.  (5. Mose 31,6)

 

 

Liebe Angehörige, liebe Trauergemeinde,

 

Andrea Regina Schlömer wurde am 18. Juli 1964 in Marburg geboren. Ich kannte sie recht gut. Sie, ihre Familie haben mir aus ihrer Biografie einiges zusätzlich zusammengestellt. Sie ist zusammen mit ihrer Schwester aufgewachsen, ging in Marburg zur Schule und hat 1983 ihr Abi gemacht. Sie hat beruflich erst mal dies und das gemacht, 1988 geheiratet, und ist dann nach Londorf gezogen. 2 Jahre später wurde ihr Sohn Florian geboren. Als der aus dem Gröbsten raus war, hat sie im Büro gearbeitet, seit 1997 war sie auch Sekretärin in der Schule, aber ganz vielen war sie einfach auch bekannt, weil sie freie Mitarbeiterin beim Gießener Anzeiger war, seit 2004. Jahre nach ihrer Scheidung lernte sie Manfred kennen. Nach jahrelanger Fernbeziehung heirateten die beiden und kauften 2014 das Haus hier in Londorf. Zur Weihnachtszeit 2017 zogen Sie auch hierher. Im Oktober 2018 dann die Diagnose: Brustkrebs. Über ihren Krankheitsverlauf hat sie eine eigenen Internetseite geschrieben, auf der sie sich bei vielen Menschen für die Begleitung bedankt hat. Sogar bei mir.

 

Ich kannte sie als eine Frau, die die Hosen anhatte. Eine stolze Frau. Eine, die Spaß am Nachdenken hatte und etwas von Verantwortung hielt. Eine, die über die Kleingeistigkeit vieler Menschen nur den Kopf schütteln konnte. Ich lernte sie vor 7 Jahren kennen, als sie in mein Büro kam, um mich zum Amtsantritt zu interviewen. Sie schrieb anschließend, ich hätte etwas sehr Ehrliches. Das war kein Grund, öfter als gelegentlich in die Kirche zu kommen. Zur Osternacht war sie immer da. Aber dann kam sie doch ins Pfarrhaus. Und wir – haben sehr intensiv geredet. So habe ich viel erfahren, was nirgendwo zu lesen steht.  Und sie hat sich: manches sagen lassen.

 

Eine Mutter zu verlieren ist schlimm. Einen Ehepartner zu verlieren ist auch so, als ob die Welt aufhört sich zu drehen. Aber nichts ist damit zu vergleichen, sein Kind zu verlieren. Wie alt man auch wird. Das können sich die Jüngeren hier gar nicht vorstellen. Ich verstehe sie als Eltern. Die Jungen haben ja keine Ahnung.

 

Sehr verschiedene Gefühle bleiben neben der Trauer zurück: Verzweiflung. Ratlosigkeit. Wut. Das ist doch nicht gerecht, dass sie so wenig Zeit zum Leben hatte. Nein, das ist es nicht.

 

Was ist nach dem Tod? Ich weiß darüber so viel und bin mir sicher, gerade heute geht an euch, an Ihnen viel vorbei. Was ist nach dem Tod? Nur den Verlust betrauen und irgendwie versuchen, damit klarzukommen: Das reicht nicht. Das reicht doch nicht. Andrea Sommer war keine sehr kirchliche Frau im klassischen Sinn. Aber sie war bereit, die biblische Hoffnung in Betracht zu ziehen. Wenn sie das konnte, vielleicht können Sie das auch:

 

Die Leute, die verkehrt denken, sagen untereinander:

 

"Kurz und voller Leid ist unser Leben,

 

und wenn ein Mensch dahin soll, so gibt es keine Rettung;

 

auch weiß man von keinem, der aus dem Totenreich befreit.

 

Denn nur zufällig sind wir geworden,

 

und nachher werden wir sein, als wären wir nie gewesen.

 

Unsere Zeit geht vorbei wie ein Schatten,

 

und wenn es mit uns zu Ende ist,

 

gibt es keine Wiederkehr." *

 

Gott aber hat den Menschen

 

zur Unvergänglichkeit geschaffen

 

und ihn zum Abbild seines eigenen Wesens gemacht.

 

Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand,

 

und keine Qual rührt sie an.

 

In den Augen der Unverständigen gelten sie als tot,

 

und ihr Abscheiden wird für Strafe gehalten

 

und ihr Weggehen von uns für Verderben;

 

aber sie sind im Frieden.

 

Amen.